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Thema Wolf: ÖVP-Nationalräte kritisieren Gewessler

Die Ministerin setzt sich für die geschützte Art ein, "rein ideologisch" meinen Hechenberger, Hörl und Gahr.

Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) sieht sich in der Dauercausa Wolf mit erneuten scharfen Attacken des Koalitionspartners ÖVP konfrontiert. Die Tiroler ÖVP-Nationalratsabgeordneten Franz Hörl, Josef Hechenberger und Hermann Gahr warfen der Ministerin, die für den Schutz des Raubtiers eintritt, eine "rein ideologisch geprägte Vorgangsweise" vor, anstatt im Interesse Österreichs zu agieren, wie sie gegenüber der APA erklärten.

In einer parlamentarischen Anfragebeantwortung habe Gewessler zudem "oberflächliche Antworten" geliefert. Daher sei man "ziemlich enttäuscht", ließen die drei Abgeordneten die Ministerin des Koalitionspartners wissen, nachdem sie deren Antworten auf ihre schriftliche Anfrage vorliegen hatten. Konkretisiert wurde der Vorwurf der Oberflächlichkeit allerdings nicht.

"Wenn man sich schon auf europäischer Ebene für einen strengen Schutz des Wolfes einsetzt, sollte man sein Handeln auch ordentlich inhaltlich begründen können. Als Ministerin muss man im Interesse Österreichs handeln, eine rein ideologisch geprägte Vorgangsweise ist nicht nachvollziehbar", nahmen die ÖVP-Nationalräte Gewessler ins Visier.

Leonore Gewessler sieht sich erneut mit Vorwürfen der Tiroler ÖVP konfrontiert, was das Thema Wolf anbelangt. Foto: APA/Schlager

Die ÖVP-Politiker forderten erneut die Senkung des Schutzstatus des Wolfes auf europäischer Ebene und vergaßen dabei erwartungsgemäß nicht, sich bei Gewesslers Regierungskollegen, ÖVP-Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, zu bedanken, der genau dies vorantreibe und dabei "schon Erfolge erzielt" habe.

Gewessler und elf EU-Amtskollegen hatten sich zu Beginn des Jahres in einem Schreiben an die EU-Kommission für den Wolf stark gemacht. Die Tiroler ÖVP-Abgeordneten nahmen erneut auf diesen Brief Bezug. So hätten die Minister:innen darin erklärt, dass bei der Koexistenz mit Großraubtieren Schäden an Nutztieren unvermeidlich seien. Und sich gleichzeitig überzeugt gezeigt, "dass ein strenger Schutz zusammen mit einem wirksamen System von Präventivmaßnahmen, gerechten Entschädigungen, aber auch der Kommunikation mit Experten, den betroffenen Akteuren und der Öffentlichkeit die beste Lösung darstellt".

In ihrer nunmehrigen Anfragebeantwortung im Parlament habe Gewessler aber "keine wirksamen Präventionsmaßnahmen aufzählen" können, kritisierte Hechenberger, seines Zeichens auch Tiroler Landwirtschaftskammerpräsident.

ÖVP-Nationalrat und Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger kann Gewesslers Umgang mit der Wolfsthematik nicht nachvollziehen. Foto: LK/Die Fotografen

Weiters wird bekrittelt, dass Gewessler Wölfe "nicht im gesamteuropäischen Kontext" sehe, sondern einzelne Populationen wie die zentraleuropäische oder der Westalpen unterscheide. "Wir müssen endlich erreichen, dass alle Wölfe in Europa als eine Population angesehen werden. Die Aufsplittung in einzelne kleine Populationen hat keinen Sinn, da die Tiere nachweislich wandern. Wölfe kennen keine Grenzen. Erst kürzlich wurde nachgewiesen, dass ein Wolf aus der Schweiz bis nach Ungarn gewandert ist. Das ist kein Einzelfall, sondern die Regel", meinte Gahr.

Tirols Wirtschaftsbundchef und Tourismussprecher Hörl stieß sich daran, dass die "positive Auswirkung der Wölfe auf die Biodiversität" betont werde. "Leider wurden die Fragen nur unzureichend beantwortet. Denn wie kann durch die Rückkehr der Wölfe die Biodiversität gefördert werden, wenn doch viele Bäuer:innen bei weiterer Ausbreitung die Bewirtschaftung aufgeben werden", argumentierte Hörl.

Lob fanden die ÖVP-Mandatare für die Vorgangsweise von "vielen Bundesländern" in Sachen Wolf, darunter wenig überraschend Tirol. Dort hatte eine breite Landtagsmehrheit mit Ausnahme der Grünen im Februar eine Gesetzesnovelle zum Jagdgesetz beschlossen, mit der ein leichterer Abschuss von Problem- und Risikowölfen per Verordnung ermöglicht wird. Die schwarz-rote Landesregierung sprach offen von einem juristischen Grenzgang. Organisationen wie der WWF oder der "Verein gegen Tierfabriken" (VGT) orteten hingegen einen glatten Bruch von EU-Recht.

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Koexistenz von Mensch und Wolf als Herausforderung

Wildtierökologe Felix Knauer im Interview: „Es wird weder ohne Herden­schutz noch ohne Abschüsse gehen.“

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12 Postings

willi_001
vor einem Jahr

Es war doch vorhersehbar, dass die Umweltministerin nur oberflächliche Antworten geben kann. Allein im Alpenraum gab es zuletzt jährlich über 20.000 bestätigte Nutztierrisse (Quelle LCIE), was nicht für einen funktionierenden Herdenschutz spricht. Die "friedliche Koexistenz" ist nun mal der Realität gewichen.

Lächerlich finde ich immer die Aufgliederung der Wölfe in sogenannte Populationen. Zum Beispiel ist die "Alpenpopulation" bekanntlich von Italien eingewandert (worden). Wenn also kein Wolf über Jahrzehnte in den Alpen gelebt hat, kann es keine eingenständige Population sein. Es ist nun mal ein regionaler Bestand, der dem Europäischen Grauwolf unterzuordnen ist.

 
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iseline
vor einem Jahr

Das riecht schon sehr nach Wahlkampf und es wäre nicht sonderlich überraschend, wenn es vorgezogenen Nationalratswahlen gäbe. Der streng geschützte Wolfsstatus ist von der EU beschlossen, zu der auch bekanntlich Österreich gehört. Weil die Populationen nun steigen, ist darüber zu diskutieren und an Lösungen zu arbeiten. Wie im vorigen Kommentar der Wildtierexperte Herr Knauer schon meinte, wird es Wolfsabschüsse geben müssen und zwar gezielte, begleitet von einem ernst genommenen Herdenschutz in Koexistenz!

Bei den Herren, die sich hier so vereint zu Wort melden, vermute ich eher, dass man an eine Ausrottung des Wolfes denkt, das aber nicht so direkt sagen will. Der Herdenschutz, als eine wichtige Maßnahme, wurde von der Kammer immer schlecht geredet und nicht wie etwa in der Schweiz, zeitig in Angriff genommen. Davon hört man nichts, eine Einweglösung ist halt leichter zu transportieren!

 
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Nickname
vor einem Jahr

Wenn man eine Naturschützerin zur Umweltministerin macht ist doch klar was rauskommt. Die Herren haben alle die Möglichkeit nach der nächsten Wahl selbst das Umweltministerium zu übernehmen und sich für die Aussetzung des Schutzstatus einzusetzen. Die Zwischenrufe aus der zweiten Reihe fallen leicht - selbst darüber zu entscheiden und rechtskonforme Lösungen zu erarbeiten ist eine andere Sache. Da muss man liefern und nicht aus den hinteren Rängen drauflosschreien!

Na dann liebe Herren - ab in den Ring. Der Posten ist nach der nächsten Wahl zu haben. Dann könnt ihr mitgestalten :-)

 
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e-mission
vor einem Jahr

wenn die staatsmacht unfähig ist, dann wird der zivile ungehorsam salonfähig werden müssen. nicht gut fürs gemeinwesen.

 
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    Hannes Schwarzer
    vor einem Jahr

    Starke Ansage! Die 'Staatsmacht' hält sich an international vereinbarte Richtlinien (Flora-Fauna-Habitat Richtline, Red List... usw...) und Sie reden von zivilem Ungehorsam!!! Sorry, aber das ist fetzendeppat!

     
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      e-mission
      vor einem Jahr

      ganz unfähig ist sie, noch, nicht. wenn ein 90-ig jähriges genderwesen einen rechten rülpser losläßt, dann sind die muskeln bis zum zerreißen angespannt.

       
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Biogrillee
vor einem Jahr

wie einseitig dolomitenstadt.at recherchiert bzw veröffentlicht sieht man wieder mal am aktuellen Geschehen in Trentino:

1 Raubtier greift Vater und Sohn beim Wandern an - keine Berichterstattung

das selbe Raubtier tötet einen Jogger - keine Berichterstattung

der Bär wird zum Abschuss freigegeben - NGOs erheben Einspruch vor Gericht - positiv - keine Berichterstattung

Bürgermeister in der Region wehren sich und drohen mit der Amtsniederlegung - keine Berichterstattung

... bei wem klingelts?

 
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    DantesInferno
    vor einem Jahr

    @Biogrillee Warum referenzieren Sie einen Bärenangriff auf das Thema Wolf? Sie haben mit dem ominösen "Raubtier" einen Bären umschrieben wie eine kurze Google Recherche meinerseits ergeben hat. Ich kann hier seitens der Dolomitenstadt Redaktion keinen Fehler erkennen, außer Sie vergleichen ansonsten auch gerne die bekannten "Äpfel und Birnen".

    Und nochmals für Sie als Information: Es wird auch nicht von jedem Unfall mit "Nutztieren" berichtet, dennoch starben 2020 alleine in Deutschland 21 Personen dabei. (https://www.agrarheute.com/tier/unfallschwerpunkt-tierhaltung-21-tote-unfaellen-573635)

     
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      Biogrillee
      vor einem Jahr

      nur damit ich Sie richtig verstehe - sie finden es nicht notwendig über das Thema "Bärenangriff in Trentino" zu berichten? Es ist ja immerhin nur ein Mensch (!) getötet worden. Die Sachlage in Trentino verdeutlicht ziemlich gut wie sich solch ein "Rewilding" Projekt entwickeln kann. Angestrebt war eine Bärenpopulation von 50 Stk - mittlerweile gibt es mehr als 100. Niemand wurde damals, um 2000, gefragt ob man einer Wiederansiedelung zustimmt. Weder Regionalpolitiker, noch Grundstücksbesitzer, noch Touristiker. Ich denke es ist Zeit endlich aufzuwachen und Probleme bzw. Verfehlungen früherer Zeiten anzupacken. Ich bin gespannt wie so mancher "Umwelt- bzw. Naturschützer" reagiert sobald es bei uns erste Todesopfer zu beklagen wird. Ich hoffe nur, dass wir dem Problem der Raubtiere früher Herr werden. Schließlich leben wir in einem mittlerweile dichtbesiedelten Alpenraum welcher nicht nur zur Landnutzung sondern auch für die Tourismus- und Freizeitwirtschaft genützt wird.

      In der ganzen Diskussion zeigt sich natürlich auch der jeweilige Hintergrund der Diskutanten - wenn man in der Stadt in einer Wohnung im 4. Stock lebt, weder Nutztiere hält noch sich aktiv in unserer Bergwelt bewegt ist es natürlich ein Leichtes sich für den Wolf bzw. den Bären auszusprechen.

      In Ihrem zweiten Absatz sprechen Sie von Unfällen mit Nutztieren - jetzt werden aber wirklich Äpfel mit Birnen verglichen.

       
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      DantesInferno
      vor einem Jahr

      @Biogrillee Ja, sie verstehen mich richtig, dass nicht auch noch dolomitenstadt.at zwingend darüber berichten muss, wenn es andere Medien getan haben. Sonst wüssten wir ja nichts davon, oder? Es tut mir für den Mensch der gestorben ist und dessen Angehörige natürlich sehr leid.

      Ob ein anderes Lebewesen hier ansässig ist oder nicht, entscheidet sicherlich kein Politiker, Landbesitzer oder sonst wer. Das ist nur die Selbstherrlichkeit des Menschen der meint sich die Welt und Natur Untertan machen zu müssen der so denkt. Sie beschreiben es mit "mittlerweile dichtbesiedelten Alpenraum" sehr treffend - wo ist also noch Platz für Wildniss und Wildtiere? Die waren weit vor dem Menschen hier und die hat auch niemand gefragt ob es ihnen passt wenn wir ihnen allen Lebensraum einfach nehmen.

      Ja den sieht man denke ich gut, den Hintergrund ^^ Wenn man wie ich selbst teils Nächte im freien verbringt, dann sieht man wie die Natur funktioniert. Mich hat noch kein Bär oder Wolf angegriffen, maximal ist ein Vogel oder ein anderer Waldbewohner in der Nacht an meine Schlafstätte gekommen. Funktioniert auch in Gebieten wie Schweden, Kanada usw. wo es weit mehr Wildtiere gibt. (dort war ich nicht, aber gibt genug andere die das machen)

      Ja genau, ich vermische wie Sie die Tiere und lasse andere Themen außen vor. Ist doch herrlich oder?

       
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    Bellerophontes
    vor einem Jahr

    Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Dasselbe wenns um Politik geht, rechts der Mitte ist einmal laut aufstoßen einen Bericht wert, links der Mitte sogut wie nichts.

     
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      rony
      vor einem Jahr

      Das ist mir auch schon Aufgefallen.

       
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