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Nur rund 20 Interessierte kamen zum Vortrag in die Wirtschaftskammer. Fotos: Dolomitenstadt/Wagner

Nur rund 20 Interessierte kamen zum Vortrag in die Wirtschaftskammer. Fotos: Dolomitenstadt/Wagner

„Das Kraftwerk Kaunertal ist nur bei uns beliebt.“

TIWAG-Vorstand Thomas Gasser referierte in Lienz über die jüngsten Entwicklungen im Energiesektor.

Energiepreise, Strommarkt und aktuelle Projekte in Osttirol – mit diesen drei Themen im Gepäck lud TIWAG-Vorstand Thomas Gasser am 29. August zur Informationsveranstaltung in die Lienzer Wirtschaftskammer. Obwohl kaum ein anderes Thema seit Monaten derart unter den Nägeln brennt und Privathaushalte wie Wirtschaftstreibende gleichermaßen trifft, nahmen nur wenige Interessierte die Chance auf eine Diskussion mit einem der Köpfe des Stromriesen wahr.

Wohl auch wegen des kleinen Publikums hielt sich Gasser kurz und ging zu Beginn auf die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine ein: „Fakt ist, dass ein guter Teil unseres heutigen Wohlstands auf billigem Gas aus Russland basiert.“ In Österreich seien die Gasspeicher derzeit mit einem Volumen von 90 Prozent „gut gefüllt. Ich habe ein gutes Gefühl für den kommenden Winter.“

TIWAG-Vorstand Thomas Gasser: „Ich habe ein gutes Gefühl für den kommenden Winter.“

Die Verfügungsgewalt über diese Reserven liegt jedoch nicht zur Gänze bei der Politik. Ein Teil des in Österreich gelagerten Gases gehört neben den Gasgesellschaften auch Energieunternehmen und zu einem Drittel ausländischen Firmen. Für den Staat zugänglich wären demnach wohl nur rund 50 Prozent der gespeicherten Gasmengen. Auch die TIWAG selbst hat für den Bedarfsfall 500 Gigawattstunden an Gas gespeichert.

Den Unmut der Bevölkerung, Opposition und Arbeiterkammer hat der Landesenergieversorger heuer im Zuge einer Strompreiserhöhung auf sich gezogen. Gasser räumte ein, dass diese „etwas hölzern“ kommuniziert wurde: „Wir arbeiten das intern auf.“ Generell habe der Stromriese mit dem Haushaltsgeschäft „heuer nichts verdient“. 40 Prozent der Gesamtleistung produziert die TIWAG für ihre Stromkunden.

Gasser referierte über die Preissprünge im Energiesektor.

Gewinne erwirtschafte der Energieversorger mit den Speicherkraftwerken, die das europäische Netz stützen. Eine genaue Kalkulation wollte Gasser zwar nicht offenlegen, er beteuerte jedoch, „dass jeder gewonnene Euro an das Land fließt oder in Tirol investiert wird.“ Für die kommenden Monate erwarte sich die TIWAG ohne disruptive Ereignisse eine flache Preiskurve.

Die vom Bund vorgegebenen Ausbauziele für den Stromanteil aus erneuerbaren Energiequellen stufte der TIWAG-Vorstand zum Teil als „illusorisch“ ein. Dies treffe etwa auf die geplante Erhöhung der Photovoltaik-Leistung zu. Zwölf Prozent mehr Sonnenenergie lautet das Ziel bis 2030. „Das können sie sich dann so vorstellen, dass in jeder Gemeinde fünf Fußballfelder an PV-Flächen gebraucht werden. Ich als Praktiker sage, dass dieser Plan in dieser kurzen Zeit nicht aufgehen wird“, so Gasser.

Schon jetzt werde in Tirol an Spitzentagen im Sommer derart viel Strom von PV-Anlagen eingespeist, dass es zu „negativen Preisen“ komme und die TIWAG angehalten werde, alle Kraftwerke auszuschalten. Mit den Ausbauplänen würde sich die Jahresleistung der PV-Anlagen in Tirol auf rund 300.000 kWh verdoppeln. „Das ist eine Herausforderung, die PV-Einspeisungen führen bereits jetzt zu einer enormen Belastung der Netze“, so Gasser.

Wichtiger als der Bau von Windrädern seien Investitionen in die Wasserkraft. Doch just in diesem Bereich stößt die TIWAG derzeit auf massiven Widerstand im Kaunertal, wo ein Großkraftwerk mit einer Leistung von einer Million Kilowatt geplant ist. Derzeit läuft die Umweltverträglichkeitsprüfung. „Dieses Projekt ist nur bei uns beliebt“, spielte Gasser auf die harsche Kritik aus dem Ötz- und Kaunertal sowie der Opposition und NGOs an.

Im Herbst beginnen am Tauernbach bei Matrei die Arbeiten für das 160 Millionen Euro teure Ausleitungskraftwerk. Im Iseltal war zunächst ein Speicherkraftwerk im Bereich Raneburg vorgesehen, das Vorhaben scheiterte aber am massiven Widerstand von Bürgern und Umweltaktivisten. „Das wäre die bessere Variante gewesen, doch wir sind nicht undankbar. Auch das neue Kraftwerk wird wirtschaftlich sein“, so Gasser.

Ebenfalls realisiert wird im Bezirk Lienz eine zweite Anbindung an das übergeordnete Netz der Austrian Power Grid (APG) beim neuen Umspannwerk in Matrei-Seblas. Im Audiointerview rechtfertigt Gasser den Bau des Kraftwerks am Tauernbach:

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9 Postings

sun.e
vor einem Jahr

Man darf es schätzen, dass nach dem Kommunikations- und Preisdesaster sich auch mal ein Vorstand des größten Energieversorgers von Tirol dem direnkten Gespräch stellt. Ideen zur Energiewende gab es aber leider keine! Meine Erwartungshaltung war daneben ;-)! . "Wasserkraft dürfen wir nicht" - "Wind wollen wir nicht" - "Sonnen ist eh schon jetzt ein Problem" !!! Auf der Verbraucherseite...nicht mal ein Funken von Visonen merkbar, schon garnicht irgendwelche Lösungsansätze?! Sektorenkoppelung, Synergieeffekte, Sparpotentiale, ... sind nicht im Vokabular des Vorstandes! . Ein Feeling wie in geselliger Kneipe nebenan, "eAuto-Laden ein Wahnsinn!" - "wie soll das mit den Wärmepumpen funktionieren!" - "Sanierung über Energiekontrackting können wir nicht" - "UND außerdem machen wir die Geschäfte eh nicht mit den Privatkunden (ist nur ein Draufzahler), sondern über Termingeschäfte mit Spitzenstrom an der Börse!!!" Man kann dem Landesbetrieb nur alles Gute für die Zukunft wünschen!

 
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    miraculix
    vor einem Jahr

    Danke für den "Bericht"! War denn etwas anderes zu erwarten?

    Es gibt auch in anderen Bereichen des Lebens jede Menge Vertreter*innen, die auf ihrem teilweise vor Jahrzehnten erarbeiteten "Ausbildungswissen" stehen geblieben sind. Wenn dann auch noch die wirtschaftlichen Gegebenheiten dagegen sprechen, irgendwas zu ändern, dann bleibt es halt beim Alten.

     
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so ist es vielleicht
vor einem Jahr

Also 5 Fußballfelder pro Gemeinde erscheint mir jetzt aber auch nicht sooo viel. Kommt natürlich drauf an, wie flächengroß eine Gemeinde ist, aber es gibt noch so viele Dachflächen (vorallem bevorzugt bei Firmen), Autobahn- oder ÖBB-Flächen, die dafür genützt werden können, ohne dass wieder in die Natur gebaut werden muss. Aber da das dann Negativkosten für die Tiwag bedeutet, arbeiten diese Verantwortlichen noch immer verbal dagegen, nur der Gewinn zählt, wer braucht schon die (intakte) Natur.....

 
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Anna Maria Kerber
vor einem Jahr

Der Tauernbach führt nachweislich im Winter kaum Wasser, d. h. er liefert dann am wenigsten Strom, wenn am meisten gebraucht würde. Anders ist es im Sommer und dort gibt es, wie Herr Gasser selbst sagt, an Spitzentagen bereits Negativpreise, weil zuviel Strom, auch durch Photovoltaikanlagen, eingespeist wird.

Deshalb kann Herr Gasser die Wirtschaftlichkeit des Tauernbachkraftwerkes auf Nachfrage von Roman Wagner nicht mit Fakten belegen. (über seine Bestellung zum Tiwag-Vorstand hat Markus Wilhelm recherchiert, bei Interesse einfach dietiwag.org/ Thomas Gasser, eingeben)

Macht nichts, die Tiwag - mit LH A. Mattle als Eigentumsvertreter des Landes - hat genug Geld, um dieses Projekt zu starten. Sie hat aber nicht genug Geld, um die Bevölkerung mit einem niedrigeren Strompreis zu entlasten. Einfach völlig unglaubwürdig!

 
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raimatt
vor einem Jahr

Wenn die TIWAG solche sozusagen Informationsveranstaltungen auch so bewerben würde wie ihren neuen Vertrag dann hätten die Kunden vielleicht auch mitbekommen dass der gütige Vorstand sich mal der Öffentlichkeit stellt, so konnte er mit seinen Freuden und Bekannten aus der Wirtschaft einen gemütlichen Tag verbringen, nix dumm der Bua...

 
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F_Z
vor einem Jahr

und dann noch: Nein, es gibt nicht jede Woche negative Strompreise. Wenn doch, dann mir bitte die Datenquelle nennen. Ich beziehe mich bei meiner Behauptung auf: https://www.bhkw-infozentrum.de/wirtschaftlichkeit-bhkw-kwk/negative-strompreise-fakten-und-statistiken.html

 
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F_Z
vor einem Jahr

Wo war denn die Veranstaltung angekündigt? Das hab ich leider verpennt...

 
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    Hannes Schwarzer
    vor einem Jahr

    detto !

     
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    sun.e
    vor einem Jahr

    ...nix versäumt ;-)

     
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