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Thomas Baumgartner und die Macht der Farben

Aus der Kunstwerkstatt Lienz kommt auch heuer ein beeindruckendes Kalenderbild.

Thomas Baumgartner arbeitet seit mehr als dreißig Jahren in der Kunstwerkstatt Lienz. Dort ist er täglich von künstlerischen Positionen umgeben, die ihn nicht gleichgültig lassen, ihn vielmehr permanent zur Behauptung des eigenen Standpunkts auffordern. Die erste nachhaltige Entdeckung machte er jedoch in der Staatsgalerie in Stuttgart: Die „Blauen Pferde“ von Franz Marc ermutigten ihn, die sichtbaren Dinge der Natur nicht in den gewohnten Farben zu malen, sondern nach dem eigenen, mächtigen koloristischen Empfinden zu verwandeln. Andererseits hat sich Baumgartner jedoch auch einem Realismus verpflichtet, der Zeichnung und Farbe am Naturvorbild misst. Um die Brücke zwischen diesen gegensätzlichen Motivationen zu schlagen, ist er auf völkerkundliche Bücher gestoßen, auf den Reiz des Exotischen und des Natürlichen, das ihm hier in unzähligen Variationen begegnet. Die unterschiedlichste Tönung der Haut, das Kolorit der Kostüme, der Accessoires und manchmal auch der Körperbemalung bedürfen keiner Transformation in wirklichkeitsfremde Farben, die Modelle selbst, so wie er sie in den fotografischen Illustrationen vorfindet, verkörpern selbst die Entsprechung seines Empfindens. Vorbereitet durch schnell gezeichnete Skizzen, Kompositionsstudien und oft auch durch mühevoll erarbeitete ausdrucksstarke Detailstudien, ist die Übertragung in Ölfarben auf Leinwand der Prüfstein, wie stark die Faszination des ersten Eindruckes tatsächlich war. In Baumgartners Malerei gewinnt der kunstgeschichtliche Begriff von den "Wilden", als die man in den ersten Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Vertreter des französischen Expressionismus bezeichnet hat, weil sie die Konvention mit ungezügelten, allein dem ursprünglichen Empfinden des Künstlers geschuldeten Bildern auf den Kopf stellten, eine neue, fast subversive Bedeutung.
Thomas Baumgartner, Hüter meiner Hütte, Öl auf Mollino, 100 x 80 cm, Ausrufungspreis 700 Euro. Repro: Lugger

Das Rathaus von Lienz hat zum Hauptplatz hin exakt 24 Fenster und wird deshalb alljährlich zu einem überdimensionalen Kunst-Adventkalender. Dolomitenstadt.at stellt täglich nach der offiziellen Öffnung eines Adventkalenderfensters das jeweilige Bild und die Künstlerin oder den Künstler vor. Die Originale des Lienzer Kunstkalenders werden Anfang Jänner von Round Table 22 Lienz für einen guten Zweck versteigert.
Rudolf Ingruber ist Kunsthistoriker und Leiter der Lienzer Kunstwerkstatt. Für dolomitenstadt.at verfasst er pointierte „Randnotizen“, präsentiert „Meisterwerke“, porträtiert zeitgenössische Kunstschaffende und kuratiert unsere Online-Kunstsammlung.

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2 Postings

soomanides
vor 2 Jahren

Lieber Thomas, ich möchte Dir auf diesem Wege sehr herzlich zum gelungenen Werk gratulieren. Du bist nicht nur ein begabter Maler, wie man sieht, sondern die Musik hat es Dir, mit deinem Freund Andy, ebenfalls angetan. Ich wünsche Dir weiterhin gute Ideen, viel Schaffenskraft und besinnliche Tage bis und zu Weihnachten. Um 700 Euro würde ich das Bild sofort nach Haus tragen. Ginge das? Ich brauche nämlich einen "Hüter in meiner Hütte".

 
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    Herr_Ethiker
    vor 2 Jahren

    700 Euro wären ein Schnäppchen, das ich mir auch nicht entgehen lassen würde. Leider ist der Rufpreis nur die Hälfte des geschätzten Werts, aber versuchen Sie's am besten bei der Versteigerung.

     
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