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Ebenso scharfzüngig wie scharfsichtig mahnt Wolfgang Retter unermüdlich vor der mutwilligen Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. Foto: Dolomitenstadt/Wagner

Ebenso scharfzüngig wie scharfsichtig mahnt Wolfgang Retter unermüdlich vor der mutwilligen Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. Foto: Dolomitenstadt/Wagner

Wolfgang Retter: „Unsere Natur ist sukzessive verarmt“

In einem Podcast-Gespräch blickt der Doyen der Osttiroler Umweltbewegung zurück und in die Zukunft.

Klare Worte, Zahlen und Fakten, artikuliert auf Hochdeutsch und immer unterstrichen mit den Händen – wenn Wolfgang Retter über das große Thema seines Lebens spricht, funkeln seine Augen und man spürt: dieser Mann ist auch mit knapp 85 Jahren und nach ungezählten Schlachten für die Erhaltung der Natur noch nicht müde oder gar mürbe. 

Mit der ihm eigenen Wachsamkeit und naturwissenschaftlichen Präzision ist der pensionierte Biologie-Professor nach wie vor ein scharfzüngiger und scharfsichtiger Mahner vor der mutwilligen Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. Dabei nimmt sich Retter kein Blatt vor den Mund, ohne aber – und das zeichnet ihn aus – pauschal zu (ver)urteilen. Seine Kritik hat immer eine konkrete Adresse und ist untermauert von einem geradezu enzyklopädischen Wissen. 

Der gebürtige Innsbrucker, der 1963 als junger Biologielehrer am Gymnasium in Lienz zu arbeiten begann, profilierte sich vor einem halben Jahrhundert, im März 1973, erstmals als wortgewaltiger und mutiger Umweltaktivist zu einer Zeit, als Grün noch keine politische Farbe war und im dunkelschwarzen Tirol unter Eduard Wallnöfer der Plan heranreifte, das Kalser Dorfertal mit einer gigantischen Staumauer zu verschließen und ein riesiges Speicherkraftwerk mit sämtlichen Bächen der umliegenden Gletschergebiete aufzufüllen. 

Retter war nicht nur damals eine zentrale Figur des Widerstands gegen die Vergewaltigung der Natur durch industrielle Gewinnphantasien der E-Wirtschaft. Bis heute entlarvt er mit unnachahmlicher Präzision und Authentizität manches Argument diverser Lobbys als Werbegag und Ökoschmäh. Immer folgt dabei auf die Kritik auch ein Gegenvorschlag, eine Idee, wie man es besser machen könnte. 

Denn Wolfgang Retter war und ist kein „Verhinderer“, wie ihn Gegner gerne nennen. Er entwickelte mit dem ersten Wasserschaupfad der Alpen im Umbaltal eine damals völlig neue Art der touristischen Naturpädagogik. Durch Retters Arbeit wird auch sichtbar, was sich in den vergangenen 50 Jahren geändert hat. Bereits Anfang der 2000er-Jahre – noch vor Facebook-Hype und Smartphone-Ära – etablierte er mit dem Weblog wasser-osttirol.at als erster Blogger des Bezirkes eine breite Plattform für den Umweltschutz im damals noch jungen Internet.

Heute blickt Retter zurück auf Zeiten, als noch Lerchen im Lienzer Talboden zwitscherten: „Die Natur ist auch in Osttirol sukzessive verarmt“, lautet sein Befund. Doch beim Blick nach vorn beweist der Doyen der Osttiroler Umweltbewegung, dass nur tatkräftiger Optimismus zu Lösungen führt und zitiert die Martin Luther zugeschriebenen Worte: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“


Der Dolomitenstadt Podcast ist ein akustisches Magazin, das die Redaktion von dolomitenstadt.at in Lienz zusammenstellt. Das Themenspektrum ist breit und beschränkt sich nicht nur auf die Region. Wir stellen spannende Projekte vor, widmen uns den Künsten und der Kunst des Lebens, schauen in Kochtöpfe und über den Tellerrand, greifen heiße Eisen an und diskutieren die Themen unserer Zeit mit Menschen, die etwas zu sagen haben. Zu finden auch auf Spotify, bei Apple Podcasts und Google Podcasts.

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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12 Postings

sonnenstadt
vor 12 Monaten

Danke ☀iger Wolfgang, ...du bist mir einer an Authentizität nicht zu überbietender Pionier im Bezirk und darüber hinaus. Einer der seine Überzeugung noch auszusprechen getraut, inspirieren kann und vorlebt was er denkt. ☀ ☀ ☀

 
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Bahner Bernd
vor einem Jahr

Dr.Retter ist auch ein hervorragender Buchautor und begnadeter Fotograf der Bergwelt und ihrer Natur. Das 3bändige Werk " Nationalpark Hohen Tauern" , hrg.1985 mit 2 anderen Autoren, ist ein besonders überzeugendes Beispiel dafür. Bestürzend , wenn man den derzeitgen Gletscherschwund mit den Abbildungen von damals vergleicht.

 
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sonnenstadtlienz
vor einem Jahr

Danke, Herr Dr. Retter, für alles, was Sie für Osttirol getan haben - sie sind für mich ein Held!

 
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Anna Maria Kerber
vor einem Jahr

Lieber Wolfgang! Vielen Dank für deinen unermüdlichen Einsatz für die Natur und für die klaren Worte gegenüber den politisch Verantwortlichen.

 
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gemeiner Waldkauz
vor einem Jahr

Danke für deinen unermüdlichen Einsatz! Osttirol bleibt dank dir lebenswerter!

 
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so ist es vielleicht
vor einem Jahr

Auch ich kann mich heute noch gut an das Treffen im Amlacher Waldele mit unserem Biolehrer Dr. Retter in den 80'ern erinnern. Es war natürlich freiwillig, um 6h früh und das Gezwitscher der vielen Vögel blieb bis heute im Gedächtnis. Unterricht vor Ort, von vielen Stunden weiß man nichts mehr, aber dieser Ausflug erfreut heute noch das 💜!

Seinen Nachnamen machte er zum Programm, dies haben wir damals auch in unserer "Schülerzeitung" so kund getan!

Ich bin mir sicher, dass es (damals noch unterbewußt) Dr. Retter war, der in mir den grünen Gedanken zur Erhaltung der Natur geweckt hat. Vielen Dank Herr Professor, als Lehrer hat man sie gemocht, wohl auch, da Biologie bei Ihnen bei den meisten Schülern mit der Note 1-2 abgeschlossen werden konnte, da Sie wahrlich nie streng waren.

Aber das Resultat war im Endeffekt eine Prägung und ein Lernen fürs Leben! Und dafür sollte Schule doch gut sein, Sie haben das geschafft!!! Danke dafür! 😍

 
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Claudia Moser
vor einem Jahr

Was für wacher Geist und unermüdlicher Einsatz! Chapeau!

 
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Senf
vor einem Jahr

Herr Dr. Wolfgang Retter, ein Mann der ersten Stunde hat sich verdiensvoll gegen die Überflutung des Dorfertales und für die Erhaltung vieler bedeutenden Gebirgsbäche eingesetzt und in seiner besonnenen Art über die langjährigen Bemühungen des Vereines zum Schutz der Erholungslandschaft Osttirol erzählt. Eine packende und erfolgreiche Geschichte einiger Jahrzehnte, die eigentlich mit dem Erkenntnis endet, dass die Natur auch in Osttiol unter der derzeitigen politischen Gesinnung so nach und nach verarmt, was dummerweise immer noch nicht erkannt wird.

In der Kürze leider nicht erwähnt wurde die Ehre, die Herrn Dr. Wolfgang Retter durch die Verleihung des Konrad Lorenz-Staatspreises für seine Verdienste zuteil wurde.

Deshalb: https://docplayer.org/61342687-Wuerdigung-wolfgang-retters-aus-festreden-2004-und-2009-in-matrei-und-lienz.html

 
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ohli
vor einem Jahr

Hochachtung und Dank!! Ehemalige Schüler und "Naturkämpfer" wissen, wieviel Dir und Erika die vielen Jahre Einsatz abverlangt haben. Bäumchen werden weiter gepflanzt,danke...

 
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Chronos
vor einem Jahr

Wolfgang Retter, ein Naturschutz-Pionier u. Visionär par excellence!!! Ein Vorbild in Bezug auf Umwelt-, Natur-, Gewässer-, Landschafts- u. Artenschutz für alle, gerade für uns - die GenZ, weil wir passend auch die letzte Generation genannt werden.

 
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unholdenbank
vor einem Jahr

Unbeeindruckt von den großartigen Worten und Ansichten von Prof.Dr. Retter werden die Betonschädel weiterhin um eines dummen Profits willen die Natur vergewaltigen. Getreu dem Motto: Macht Euch die Erde untertan. Der Mensch kann kein Geschöpf Gottes sein, außer Gott ist so blöd wie wir - das wird's wohl nicht sein!

 
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thomas78
vor einem Jahr

Leider viel zu kurz. Ich könnte Wolfgang Retter noch ewig zuhören. Danke für diesen tollen Podcast!

 
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