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Warum ist der Bahnhof Tassenbach nicht barrierefrei?

Trotz Umbau bleiben Ein- und Ausstieg schwierig. ÖBB argumentieren mit Kurvenlage.

Bilder von ÖBB-Managern mit dem Spaten in der Hand gehören in Osttirol zum medialen Alltag. Von Lienz bis Sillian wurde in den vergangenen Monaten mehrfach symbolisch geschaufelt, schließlich investieren die Österreichischen Bundesbahnen gemeinsam mit dem Land Tirol und den Gemeinden viele Millionen in den Ausbau der Bahninfrastruktur in Osttirol.

Neben dem wuchtigen „Mobilitätszentrum“ in Lienz und nicht viel weniger ambitionierten Ausbau des Bahnhofs in Sillian erhält auch die kleine Bahnhaltestelle in Tassenbach (Gemeinde Strassen) ein Update, das sich immerhin mit knapp 1,8 Millionen Euro zu Buche schlagen wird. Anfang November sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Ausgegeben wird dieses Geld laut ÖBB für einen Infomonitor, Sitzplätze im Wartebereich, eine Vollschrankenanlage für die neben dem Bahnhof liegende Eisenbahnkreuzung sowie 18 Park&Ride- und 14 Bike&Ride-Plätze.

Neuer Bahnsteig, altes Problem: In Tassenbach (Gemeinde Strassen) wird man trotz Umbau auch weiterhin nicht barrierefrei zu- und aussteigen können. Foto: Dolomitenstadt/Pichler

Eine eigentlich selbstverständliche Bedingung für neu gebaute oder adaptierte Bahnhöfe erfüllt die Haltestelle in Tassenbach allerdings auch in Zukunft nicht. Sie wird nicht barrierefrei sein. Auch der bereits fertiggestellte neue Bahnsteigbereich liegt um rund 17 Zentimeter unter dem Ausstieg der hier haltenden Züge und erschwert den Einstieg mit einem Kinderwagen. Mit dem Rollstuhl kann man diesen Bahnsteig ohne fremde Hilfe auch künftig nicht benutzen.

Dieses Manko fiel Bahnfahrenden aus Strassen auf. Sie wandten sich an dolomitenstadt.at und wir haben die ÖBB um eine Stellungnahme gebeten, die postwendend in der Redaktion eintraf. Der Tiroler ÖBB-Pressesprecher Christoph Gasser-Mair erklärt: „Leider ist es aufgrund von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und technischen Gegebenheiten nicht möglich, alle Haltestellen in Österreich völlig barrierefrei zu gestalten. Aufgrund der Geometrie der Haltestelle in Tassenbach (in einer Kurvenlage) war ein Umbau des Bestandes von 38 Zentimetern Bahnsteighöhe auf (schwellenfreie) 55 Zentimeter nicht möglich, da aufgrund der Breite der Züge eine höhere Kante bei der vorhandenen Gleislage nicht machbar wäre.“

Gasser-Mair verweist darauf, dass in Heinfels und Sillian nur wenige Kilometer entfernt komplett barriere- und schwellenfreie Bahnsteige geschaffen werden und beide Bahnhöfe auch Parkplätze für mobilitätseingeschränkte Personen erhalten. Zudem gebe es eine Mobilitätsservicezentrale der ÖBB: „Um Menschen mit einer Mobilitätseinschränkung eine optimale Reise zu ermöglichen, steht rund um die Uhr ein Ansprechpartner unter 05 17 17 5 zur Verfügung. Personen, die Unterstützung benötigen, können dort ihre Reise voranmelden und erhalten Auskünfte und Hilfestellungen.“

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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